Wie beim Feldspieler definieren wir auch für den Torhüter Spielprinzipien mit klaren und anschaulichen Handlungsmustern für die Phasen des Spiels. Aufgrund seiner Rolle auf dem Feld und seines eingeschränkten Aktionsraums unterscheiden sich seine Spielprinzipien von jenen der Spieler, fügen sich aber gleichermassen in das Spielphasen-Modell ein. Auch die Prinzipien der Torhüter basieren auf Erfahrungen aus dem internationalen Unihockey und den besonderen Stärken des Schweizer Unihockeys.
Kann der Torhüter den Ball erobern, sucht er unmittelbar Optionen, um einen Raumgewinn zu ermöglichen. Oft ist es sinnvoll, dass der Torhüter sofort aufsteht und den Torraum nutzt, um die ersten Meter nach vorne zu laufen. Das kann auch bedeuten, sich in einem Zweikampf durchzusetzen. Meistens eröffnen sich dadurch mehr Optionen für einen Auswurf. Auch bereits eine Auswurf-Täuschung kann helfen, Zeit und Raum für die Mitspieler zu gewinnen.
Ein präziser Auswurf beim schnellen Umschalten ermöglicht beste Torchancen. Der Torhüter muss in der Lage sein, auf die Situation angepasst den optimalen Auswurf zu machen. Das ist nur mit einem schnellen Erfassen der Situation möglich. Die Laufwege und die besonderen Fähigkeiten der Spieler müssen dem Torhüter bekannt sein. Dieses Wissen kann der Torhüter nutzen, um einen Spieler mit einem Auswurf anzuspielen.
Der Torhüter ist – im Gegensatz zu den Spielern - über die gesamte Spieldauer auf dem Feld. Deshalb muss er seine Spannung variieren können. Wenn seine Mannschaft den Ball sicher in der gegnerischen Hälfte hat, kann er sich mental erholen. Trotzdem muss er immer auf „Standby“ sein, damit er mental sofort wieder Spannung aufbauen kann. Mentales Training hilft, diese Spannung in kurzer Zeit zu regulieren.
Wenn das Spiel in der Offensive ist, darf sich der Torhüter zwar erholen, aber seine Anwesenheit soll immer sichtbar sein. Durch seine Haltung und das Beobachten ist er stetig dabei. Er ist auch bei überraschenden Situationen immer auf seinem Posten. Seine Körpersprache zeigt seine Bereitschaft.
Bei einer Transition des Gegners muss der Torhüter innert kurzer Zeit die Situation analysieren. Wie viele Spieler gehen in den Angriff? Wohin kann der Ball gespielt werden? Er muss beurteilen, welcher Spielzug am wahrscheinlichsten ist und wie er sich positionieren soll. Der Torhüter erkennt Spielzüge und bereitet sich für die entsprechende Positionierung oder Verschiebung vor. Er erkennt die gefährlichste Option des Gegners und positioniert sich entsprechend.
Der Torhüter hält das Spielgeschehen im Blickwinkel und hält die gefährlichen Zonen up to date. Hat der Torhüter die Situation analysiert, leitet er die Verteidigung an. Die klare Kommunikation ermöglicht eine präzise Aufgabenteilung. Diese muss vorher gefördert und trainiert werden. Feldspieler schliessen Passwege und nehmen weitere Gegner aus dem Spiel. Der Torhüter hat somit eine klare Ausgangslage und kann sich auf die Abwehr vorbereiten. Dem abschliessenden Gegner soll eine möglichst ungünstige Ausgangslage geschaffen werden.
Der Torhüter muss sowohl physisch als auch psychisch sofort auf Hochspannung umschalten können. Der Torhüter kann durch mentale Strategien und Techniken Puls, Muskelspannung, Wahrnehmung und Reaktion optimal für die anstehende Aktion erhöhen.
Der Torhüter liest bekannte Spielmuster des Gegners und kennt die einzelnen Angreifer. Er weiss wer lieber den Pass spielt, wer einen Dreh- oder Handgelenkschuss bevorzugt. Der Torhüter antizipiert aufgrund der wahrgenommenen visuellen Informationen. Entsprechend erfasst er die Situation und leitet davon ab, was als nächstes passieren wird.
In einem Defensivsystem hat jeder Spieler und der Torhüter klare Aufgaben. Diese sind aufeinander abgestimmt. Das Blockverhalten der Feldspieler ergänzt sich mit der Abwehr des Torhüters. Während der Aktion kann der Torhüter mit klaren Ansagen die Organisation in der Defensive weiter fördern.
Welche Bein- und Handstellung optimal ist, entscheidet der Torhüter in jeder Situation neu. Er hat schnelle Muster, um zu einer sicheren Abwehr zu kommen. Diese soll variabel sein, damit er in jeder Aktion entscheiden kann, ob er zum Beispiel aggressiv auf den Ball oder eher passiv mit grosser Fläche abwehren will. Er hält die gefährlichen Zonen up to date. Er kann stetig einschätzen was die gefährlichste Situation des Gegners ist und sich entsprechend positionieren oder seine Verschiebung zumindest vorbereiten.